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09/02/2021
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04/12/2015
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18/10/2013
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Die kürzeste Gedichtsform der Weltliteratur besteht nur aus einer einzigen Strophe von drei Zeilen mit insgesamt nur siebzehn Silben: Das Haiku.
Es entstand aus dem Kurzgedicht (mijika uta), sinojapanisch auch Tanka genannt.
Ein Tanka besitzt immer fünf Verszeilen mit einunddreißig Silben. Wobei sich allerdings diese einunddreißig Silben wie folgt verteilen:
Die erste und dritte Verszeile hat je fünf, die zweite, vierte und fünfte Verszeile je sieben Silben. Für das klassische Tanka ergibt sich so der folgende Aufbau von 5+7+5+7+7.
Ich aber bleibe
Und werde auf Dich warten,
Bis in das Wehen
All meines schwarzen Haares
Der Rauhreif sich gesetzt hat.
(Kaiserin Iwa-no-Hime, um 350)
Die ersten drei Verszeilen (5+7+5) mit eben siebzehn Silben ergeben die Oberstrophe (kami-no-ku) oder auch Anfangsstrophe (hokku) genannt eines Tanka.
Die letzten beiden Strophen (7+7) sind die Unterstrophe (shimo-no-ku) oder auch Schlußstrophe (matsu-no-ku).
Während der Regierungszeit des Kaisers Go-Toba (1180-1238) schufen die Japaner eine zweite Form der lyrischen Aussage.
Sie nahmen nur die Oberstrophe mit den drei Verszeilen und den siebzehn Silben. So wurde das Haiku geboren.
Ein schönes Beispiel dazu stammt von Fujiwara-no-Sadaie (1164-1242):
Verstreute Blüten
Jagt vor sich her und holt ein
Der jähe Sturmwind!
Dieser Haiku besitzt noch nicht die Tiefe, der den Dreizeilern späterer Zeit eigen ist, aber die Stimmung (eine Sturmböe treibt im Herbst verwelkte Blüten vor sich her) wird von den nur siebzehn Silben eingefangen und auf die drei Zeilen verteilt, die die bis heute gültige Form darstellen: 5+7+5.
Jan Ulenbrook, der den Urtext übersetzt hat, beschreibt den Sinn des Haiku wie folgt: „Aufgabe des Haiku ist es, einen Erlebnisaugenblick so in Worte zu fassen, dass es uns, bei aller Kürze des sprachlichen Ausdrucks, dennoch auf die Wirklichkeit des ihm zugrunde liegenden Bildes hinweist und uns etwas von dessen Weltgehalt mitteilt.”
Da jeder Lebensaugenblick naturgemäß dem Strom der Zeit angehört, weist jedes Haiku ein Wort auf, welches die Zeitgebundenheit bekundet. Das sogenannte Jahreszeitenwort (kigo).
Ein Jahreszeitenwort kann entweder direkt (Frühlingsregen, Herbstwind etc.) oder indirekt (Plaumenblüte, Asternblüte etc.) die Zeit und damit die Stimmung des im Haiku dargestellten Bildes andeuten. Es soll in uns außerdem die Bild- und Gedankenzusammenhänge (renso) wachrufen, die mit der jeweiligen Jahreszeit einhergehen. Diese Zusammenhänge verleihen dem Haiku trotz seiner nur siebzehn Silben, eine Bedeutungstiefe.
Der Grund für das Jahreszeitenwort liegt im Haiku noch etwas tiefer:
Es ist der Rhythmus von Tag und Nacht, Mondlauf und Jahreszeiten, der unser Dasein bestimmt. Jedes Wesen nimmt an diesen Bildern, mit seinem ganzen Werden und Vergehen, Blühen und Welken in jedem Augenblick seines Lebens teil.
Wie sagte Goethe einmal? „Jeder Zustand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Wert, denn er ist der Repräsentant einer ganzen Ewigkeit“.
Quelle:
Haiku, Japanische Dreizeiler
Reclam Verlag, ISBN 3-15-009690-1
@ T.R. aka Wortman
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