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Stefans Marionettentheater: Das Interview

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Seid 28 Jahren betreibt Stefan Schulz die Herstellung von handgefertigten Marionetten die seit 2013 in seinem familiären Marionettentheater im „Haus mit dem gelben Dach“ in Aglasterhausen auftreten. Das liegt ca. 30 km östlich von Heidelberg. Nach mehreren Jahren Reisetätigkeit gelang es ihm im Jahr 2004 sein erstes eigenes Theater zu eröffnen. Für dieses entstanden zahlreiche Geschichten. Bis im Jahr 2012 verschiedene Ereignisse dazu führten, sich ein neues Zuhause für seine Figuren suchen zu müssen. 2014 wurde Stefan Schulz mit der silbernen Ehrennadel des Landesverbandes Amateurtheater Baden – Württemberg für 20 Jahre Theaterarbeit und etwas später auch vom BDAT (Bund Deutscher Amateurtheater) für 25 Jahre ebenfalls mit deren silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.
Ich konnte ein Interview mit ihm führen.

Wie bist du dazu gekommen, ein Marionettentheater zu führen?

Angefangen hat Alles quasi mit einer Familienfeierlichkeit. Die Hochzeit meines Bruders! Da in unserer Familie, die eh und je schon eine musisch, künstlerische ist, zu einem solchen Anlass man ja was bieten musste und wir für unsere Eltern bereits ein komplettes Buch und eine Zeitung zu entsprechenden Feierlichkeiten verfasst hatten, bat mich mein Bruder ihm, was damals so üblich war, eine Hochzeitszeitung zu verfassen. Das war mir zu banal und ich hatte die Idee ihm zwei Marionetten als Brautpaar anzufertigen. Aus dieser Idee entstanden mit sogenannten „Probefiguren“ unsere ersten sieben Marionetten, die dann tatsächlich zur Hochzeit vor Publikum aufgetreten sind.

Wie viel Personen arbeiten in Stefans Marionettentheater?

Für normale Vorstellungen sind zwei Puppenführer notwendig. Davon bin immer ich einer und bis jetzt habe ich abwechselnd ca. 5 Kolleginnen, die sich die Spieltermine aufteilen. Für Kasse und Besucherbetreuung sowie die anschließende Bewirtung ist derzeit noch mein Vater zuständig, der auch den Vorverkauf übernimmt.
Daneben gibt es aber noch meinen Haus- und Hoftechniker und zahlreiche Personen, die z.B. unseren Figuren ihre Stimme leihen und bei den Sprachaufnahmen mitwirken.

Was für Stücke werden hauptsächlich gespielt und wie lang sind sie?

Wir spielen ausschließlich eigene Stücke, die schon bei Ihrer Entstehung auf unsere Bühnenverhältnisse eingerichtet werden können. Diese dauern in der Regel 60 Minuten ohne Pause.
Unsere Geschichten beinhalten viel Musik, der unterschiedlichsten Stilrichtungen zu der sich unsere Marionetten singend, tanzend etc. bewegen. Dann gibt es natürlich Dialoge und auch Spezialszenen.
Wenn ein Stück geplant wird, wie lange dauert es, bis es aufgeführt werden kann?
Oh die Realisation eines neuen Stückes bedeutet für mich jede Menge Arbeit, denn da gehört dazu die Geschichte zu schreiben, die Figuren aus Holz und Papp-Mache herzustellen (lange Trockenzeit), diese einzukleiden (mit Hilfe der Nähmaschine), Bühnenbilder und Requisiten in der eigenen Werkstatt anzufertigen. Spezialeffekte zu realisieren. Die Bühne einzuleuchten, Die Sprachaufnahmen und deren aufwändige Bearbeitung, sowie die Musikauswahl, oder zum Teil eigene musikalische Einspielungen.
Das dauert. Da ich inzwischen auch für die Kostüme zuständig bin kann man für eine Neuproduktion so zwischen 1 ½ – 2 Jahren rechnen.
Um das Ganze etwas zu relativieren ich bin zu 100 % berufstätig und muss all die aufgezählten Dinge in der „Freizeit“ erledigen und das neben einem laufenden Spielplan im Theater.

Du schreibst alle Stücke selber. Wo holst du dir deine Inspirationen her?

Das ist unterschiedlich! Zum einen fallen mir zum Beispiel Charaktere ein, die ich gerne einmal als Marionette darstellen würde, zum Anderen Geschichten die viel mit der Realität zu tun haben. Ich vermische oft Phantasie und Realität, was sich im Marionettentheater hervorragend umsetzen lässt und Kinder wie Erwachsene gleichermaßen begeistern kann.
Gibt es so etwas wie eine Ausbildung zum Marionettenspieler oder ist das mehr „learning by doing“?
Sebstverständlich gibt es Ausbildungen zum Puppenspieler und sogar einen Studiengang in Stuttgart, aber viele renomierte Theater bilden ihre Puppenführer z.B. selbst aus (Augsburger Puppenkiste)
Ich selbst habe mir das tatsächlich alleine beigebracht, da unsere Spielkreuze z.B. auch Eigenentwicklungen sind und nichts mit professionellen Spielkreuzen gemeinsam haben.
Meine Art des Spielens gebe ich lediglich an meine Theaterkolleginnen weiter.

Gibt es so etwas wie eine Ausbildung zum Marionettenspieler oder ist das mehr „learning by doing“?

Sebstverständlich gibt es Ausbildungen zum Puppenspieler und sogar einen Studiengang in Stuttgart, aber viele renomierte Theater bilden ihre Puppenführer z.B. selbst aus (Augsburger Puppenkiste).
Ich selbst habe mir das tatsächlich alleine beigebracht, da unsere Spielkreuze z.B. auch Eigenentwicklungen sind und nichts mit professionellen Spielkreuzen gemeinsam haben.
Meine Art des Spielens gebe ich lediglich an meine Theaterkolleginnen weiter.
Was motiviert dich dazu, in einer Zeit, in der Technologie unser Leben bestimmt, einem Beruf/Hobby zu folgen, der/das schon vor Hunderten von Jahren die Menschen fasziniert hat?
Zu Einen muss ich bei dieser Theaterform nicht selbst auf der Bühne agieren (das tut die Marionette stellvertretend für mich) und zum Anderen geht es natürlich auch um die Herstellung – sich was Eigenes nach seinen Vorstellungen schaffen zu können.
Figuren können viel unkomplizierter Inhalte vermitteln, wenn sich das Publikum darauf einlässt. Das Kommunizieren über das Medium Marionette ist etwas ganz Besonderes und hat, wie schon erwähnt, bereits eine lange Tradition.
Wir bieten im Theater eine Symbiose zwischen Handwerk und modernster Technik, d.h. wir sind gar nicht so weit weg von der hochtechnisierten heutigen Welt, obwohl das natürlich auch so seine Tücken hat. Wir wollen natürlich auch Werte vermitteln und das Zuhören, genaue Hinschauen und Mitdenken fördern. Im Zeitalter von Handy und sonstigen Hilfsmitteln ganz und gar nicht einfach.

Welche Geschichte führst du am liebsten auf und warum?

Das mag jetzt komisch klingen, aber ich habe keine Lieblingsgeschichte. Auch wenn ich eine längere Zeit nicht gespielt habe hat diese doch immer wieder ihre ganz eigene Faszination. Selbst wenn die Geschichten unterschiedlich aufwändig sind, da wir mit den Jahren natürlich unsere Aufführungspraxis deutlich verbessert und verfeinert haben.

Erreichst du mit dem Marionettentheater primär Kinder oder sprichst du damit auch Erwachsene an?

Meine Geschichten sind alle so konzipiert, dass sie sowohl Kinder, als auch Erwachsene ansprechen. Leider wird das Marionettentheater immer wieder nur als „Kinderunterhaltung“ abgetan und wie oft ich zu hören bekomme: „Wir würden uns ja auch mal eine Vorstellung ansehen, aber wir haben keine Kinder in dem Alter.“ kann ich schon gar nicht mehr zählen.
Glücklicherweise legt sich das bei denen, die schon einmal eine Vorstellung besucht haben. Da unser Theater auf dem Land liegt und die Besucher aus der eigenen Ortschaft die allerwenigsten sind (Wie ist das mit dem Prophet im eigenen Lande?) muss man mit dem Auto fahren, was natürlich voraussetzt, dass Erwachsene mit zu den Spielterminen kommen.

Hast du eine Lieblingsfigur?

Nein! Auch diese Frage bekomme ich regelmäßig bei unseren Theaterführungen gestellt. Natürlich gibt es Figuren, die man mehr in der Hand hat, da sie Hauptrollen spielen, aber da ich sie alle mit der gleichen Sorgfalt „erschaffen“ habe und da, wie oben erwähnt, jede Menge Zeit drin steckt, egal wie viel Auftrittszeit sie auf der Bühne haben, mag ich jede meiner Figuren und würde keine hergeben.

 

Wer sich gerne weiter informieren möchte, hier geht es zur Homepage: Stefans Marionettentheater

In der Mediathek vom SWR gibt es einen kleinen Bericht über das Theater. Ab Minute 21.50 geht es los. Fernsehbericht.

Bilder: Mit freundl. Genehmigung von Stefan Schulz.

Wenn ihr also einmal im Großraum Heidelberg seid, dann macht unbedingt einen Abstecher nach Aglasterhausen.
Danke auch an Rina und Aequitas für die Denkanstöße bei den Fragen.

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Brot statt Böller… ;)

2 Kommentare

An Silvester geht ja immer der Satz „Brot statt Böller“ rum. Ich habe dieses Jahr beschlossen, mich daran zu halten. Nun habe ich einige, praktische Schwierigkeiten bei der Umsetzung und hoffe auf Eure Erfahrungen / Tipps. 🙂
Hier meine Fragen:

1. Wie bekommt man es hin, das Brot möglichst hoch in den Himmel zu schiessen?
2. Was für Farben erwarten mich? Knallt das Brot sehr laut? Macht es einen Unterschied, welche Brotsorte verwendet wird, was Steighöhe und Zünder betrifft?
3. Muss man besondere Sicherheitsvorkehrungen treffen, da eventuell Krümmel zurück auf den Boden fallen und andere (umstehende) Menschen verletzen könnten?
4.Darf man Weißbrot und Schwarzbrot überhaupt noch beim Namen nennen? Gilt Braunes Brot als rechtspopulistisch? Bin ich ein Nazi, wenn ich zuerst das Schwarzbrot in die Luft jagen will?
5. Muss man bei Knäcke- und Körnerbrot wirklich besonders aufpassen?

Fragen über Fragen…bin ich froh,wenn der Scheiss vorbei ist.

Mein Leben in 25 Songs

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Wortman

Da hat mich doch bullion mit einem Stöckchen beworfen. Hätte auch fast getroffen 😉 Mitgeworfen hat da auch olivesunshine 🙂
Die Idee finde ich echt gut, auch wenn ich nicht wirklich 100%ig eine Chronologie aufbauen kann. Die Hauptzeit meines Lebens bzw. dieser Lieder liegt zwischen 1975 und 2010.
Wer Lust hat, nimmt sich das Stöckchen einfach mit. Eine Verlinkung zu diesem Beitrag wäre nett.
Alle Songs sind mit Videos von YouTube verknüpft.

01. T.Rex – Children of the Revolution (1972)
Ein Song, der oft lief, wenn wir als Teenies Lagerfeuer gemacht haben.

02. Moody Blues – Nights in white Satin (1967)
03. Rod Stewart – Sailing (1975)
04. Rolling Stones – Angie (1973)
05. Procul Harum – Whiter Shade of Pale (1967)

Unsere Songs für Engtanz, knutschen, fummeln und sexeln.

06. Pink Floyd – Shine on you crazy Diamond (1975)
Der Song bei meinem ersten Mal.

07. Mi Sex –…

Ursprünglichen Post anzeigen 411 weitere Wörter

Blog-Projekt 30 Tage übers Schreiben 30

2 Kommentare

Heute geht es um die dreißigste und somit letzte Frage bei “30 Tage – 30 Fragen übers Schreiben“:

30. Wählen Sie einen Schriftsteller aus und verraten Sie uns, was Sie an diesem Schriftsteller mögen und/ oder an seinen Charakteren gut finden.
Eine meiner Lieblingsautoren ist Tanith Lee. Sie hat einen tollen Schreibstil und ihre Figuren sind sehr plastisch beschrieben. Wenn man ihre Bücher liest, formen sich Bilder im Kopf. Das macht einen guten Schriftsteller aus.

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