Robert E. Howard wurde am 22.01.1906 in Peaster, in Texas, geboren. Als er neun war, ließ sich seine Familie in Cross Plains in Texas nieder, einem kleinen Ort mit 1.500 Einwohnern. Dort verbrachte Howard den größten Teil seines Lebens.
Howard ging in Cross Plains zur Grundschule, danach in die High School in Brownwood und schließlich auf die Howard Payne Academy.
In jungen Jahren machte ihn sein frühreifer Intellekt, gerade in Texas, zum frühzeitigen Außenseiter. Eine Zeitlang blieb es ihm nicht erspart, dass er herumgestoßen wurde, doch dann, auch zweifellos aus diesem Grund verschrieb er sich dem Sport und der körperlichen Ertüchtigung. Er wurde ein bemerkenswerter Boxer und Reiter. Danach versuchte es keiner mehr, sich mit ihm anzulegen.
Als Erwachsener war er über 1,80 Meter groß und wog 90 Kilo, davon der größte Teil Muskeln, neigte aber ein bißchen zur Fettleibigkeit. Er war introvertiert, unkonventionell, launenhaft, hitzköpfig, neigte zu emotionalen Extremen, als auch zu heftigen Zuneigungen und Abneigungen.
Wie fast alle jungen Schreiber, las er, was ihm in die Hände viel. Mit den Fantasy-Schriftstellern H. P. Lovecraft und Clark Ashton Smith verband ihn eine enge Brieffreundschaft.
1925 erschienen seine ersten beiden Stories „SPEAR AND FANG“ und „THE FOREST OF VILLEFERE“ in WEIRD TALES.
WEIRD TALES, das im März 1923 begann und bis 1954 lief, war das wesentliche Magazin für Abenteuer, Horror und Fantasy mit Betonung auf übernatürliche Elemente. Viele der großen Autoren dieser Genres veröffentlichten den Hauptteil ihrer Stories in diesem Magazin. Neben Howard u.a. H. P. Lovecraft, Clark Ashton Smith, Robert Bloch, Ray Bradbury, Edmund Hamilton, Seabury Quinn, August Derleth und Fritz Leiber. WEIRD TALES war ein typisches amerikanisches großformatiges Pulp-Magazin, wie sie bis Anfang der 50er Jahre und eines der Hauptmedium der Unterhaltungsliteratur im phantastischen Bereich.
Nach seinem Studium arbeitete Howard in zahllosen Berufen, so war er Privatsekretär eines Rechtsanwaltes, Postbeamter, Hilfsarbeiter usw.
Im Jahre 1927 besuchte er das Payne College, lernte Buchhaltung und nachdem er den Kurs mit einem Diplom abgeschlossen hatte, widmete er sich ganz dem freiberuflichen Schreiben.
Howard schrieb über dieses Jahr: „Seit dem Sommer 1927 tue ich fast nichts außer Geschichten schreiben. Ich verkaufe nur einen kleinen Teil davon, doch kann ich davon leben. Vielleicht könnte ich mit etwas anderem mehr Geld verdienen, aber dann hätte ich nicht dieselbe Freiheit, und die Freiheit ist der größte Vorteil der Schreiberei.“
Im August 1928 erschien „RED SHADOWS“, die erste Story um seinen Helden SOLOMON KANE (erschienen in „TERRA FANTASY 11“)
KANE war der erste von Howards Fantasy-Helden, einem schwarzgekleideten, pistolen- und degenbewaffneten, puritanischen Abenteurer aus dem 16. Jahrhundert, ein Kämpfer für das Gute in den düsteren Winkeln Englands, Europas und Afrikas. Dort hat er es aber nicht nur mit korrupten Edelleuten, Banditen, Korsaren, Sklavenhändlern und menschenfressenden Stämmen und barbarischen Königinnen des schwarzen Kontinents zu tun, sondern auch mit Vampiren, Werwölfen, Hexen, Magier und altertümlichen Monstern und Bestien des Dschungels.
Schon in diesen oder besonders in diesen Stories zeigt sich Howards Vorliebe für versunkene Kulturen, Götter aus vergessener Zeit, barbarische Königreiche und dschungelüberwucherte Städte aus dunkler Vergangenheit.
Sieht man von den Fragmenten ab, so besteht das vorhandene SOLOMON KANE – Material aus 9 Stories und 2 Gedichten, von denen nur ein Teil zu Lebzeiten des Autors veröffentlicht wurde. Das meiste wurde erst ziemlich spät im Nachlaß von Howard entdeckt.
Lovecraft schrieb in einem Nachruf über Howard und seinen Helden Solomon Kane : „Mit diesen Geschichten begann Mr. Howard, was sich als einer der wirkungsvollsten Elemente seiner Erzählungen entpuppen sollte – die Beschreibung gewaltiger Städte aus der älteren Welt, deren Türme und Gewölbe und Labyrinthe eine Aura von Furcht und nekromantischen Grauen ausstrahlen und die schon alt waren, bevor der Mensch kam. Keiner vermochte das so wie er.“
In seiner unveröffentlichten Autobiographie, die er 1928 schrieb, berichtet Howard, dass er 1926 bereits an der KULL-Story „THE SHADOW KINGDOM“ (erschienen in TERRA FANTASY 11) arbeitete, doch die erst nach Absolvierung des Howard-Payne-College fertig stellte und verkaufte.
Sie erschien im August 1929 in WEIRD TALES, gefolgt von „THE MIRROR OF THUZAN THUNE“ (erschienen in TERRA FANTASY 29) in der Septemberausgabe des Pulp-Magazins.
Alle Kull-Stories dürften zwischen den Jahren 1926 und 1930 entstanden worden sein. Die größte Anzahl der fast zwei Dutzend Stories um König Kull von Atlantis blieben unveröffentlicht oder wurde erst später im Nachlaß des Autors entdeckt.
Das gesamte Material um diesen Howard-Helden erschien erst Jahrzehnte nach dem Tod des Autors im Jahre 1967 in einer speziellen Buchausgabe.
Zwischen 1929 und 1932 schrieb er zwanzig Stories über einen boxenden Seemann namens STEVE COSTILGAN, die in FIGHT STORIES, ACTION STORIES und JACK DEMPSEY’S FIGTH MAGAZINE erschienen. Als 1931 das kurzlebig Magazin ORIENTAL STORIES (später MAGIC CARPET) erschien, wurde STEVE COSTILGAN zu DENNIS MORGAN.
Im Jahre 1930 stand Howard bereits fest im schriftstellerischen Sattel. Seine Stories erschienen regelmäßig in WEIRD TALES, eine Serie von Boxsport-Geschichten erschien in FIGHT STORIES.
In diesem Jahr erschien auch zum ersten Mal Howards Held BRAN MAK MORN auf, der neue Aspekte der Fantasy beinhaltete, denn wir haben es hier mit keiner fiktiven Welt, sondern mit unserer eigenen Vergangenheit, Britannien zur Zeit der Römer, etwa 200 n. Chr., zu tun. In ihr führt der Piktenkönig BRAN MAK MORN einen verzweifelten und heroischen Kampf gegen die römischen Eroberer.
Auf den ersten Blicke könnte die Geschichten um diesen Helden rein historische Erzählungen sein, wenn nicht ein starkes magisches Element in allen diesen Stories um den Piktenkönig enthalten wäre.
Zu Howards Lebzeiten wurden nur drei BRAN MAK MORN – Stories veröffentlicht. Dies waren „THE LOST RACE“, „KINGS OF THE NIGHT“ und „WORMS OF THE EARTH“ (erschienen in „TERRA FANTASY 3“)
Im gleichen Jahr begann Howard auch mit einer Reihe von Abenteuergeschichten ohne Fantay-Elemente. In den kurzlebigen Magazinen ORIENTAL STORIES, MAGIC CARPET MAGAZINE und THE GOLDEN FLEECE, hatte Robert E. Howard Raum für diese rein historischen Abenteuer-Stories, u. a. seine Novellen zur Zeit der Kreuzzüge wie „THE LION OF TIBERIAS“ und „THE SOWERS OF THE THUNDER“ (beide erschienen in „TERRA FANTASY 42“) oder „TWO AGAINST TYRE“ (erschienen in „TERRA FANTASY 55“, und fand dafür eine begeisterte Leserschaft.
Zwei Jahre später, 1932, entstanden die ersten Stories um CONAN, den wohl bekanntesten Helden Howards, für den er alle anderen Fantasy-Helden fallen ließ.
Der Name Conan ist ein gebräuchlicher keltischer Name, der auch heute noch auf den britischen Inseln weit verbreitet ist.
Im März 1933 wurde die erste „THE TOWER OF THE ELEPHANT“ (erschienen in „CONAN“, Heyne Verlag) in WEIRD TALES veröffentlicht, gefolgt von „THE SLITHERING SHADOWS“ und „THE POOL OF THE BLACK ONE“ (erschienen in „CONAN DER ABENTEURER“, Heyne Verlag).
Zwischen den Jahren 1934 und 1936 erschienen noch etwa ein Dutzend weitere Stories um den cimmerianichen Barbaren. Die letzte, „RED NAILS“ (in „CONAN DER KRIEGER“, Heyne Verlag), erschien einen Monat nach seinem Tod.
Zwischen 1932 und 1934 waren die Conan-Stories seine Haupteinnahmequelle.
In einem Brief an Clark Ashton Smith schreibt Howard über seinen Helden: „Es mag phantastisch erscheinen, den Begriff ‚Realismus‘ mit Conan in Verbindung zu bringen, aber wenn man von seinen übernatürlichen Abenteuern absieht, ist er die realistischste Persönlichkeit, die ich je entwickelt habe.
Er ist einfach eine Kombination von verschiedenen Männern, die ich gekannt habe, und ich glaube, das ist auch der Grund dafür, dass er völlig fertig in mein Bewußtsein trat, als ich die erste Geschichte der Serie schrieb.
Irgendein Mechanismus meines Unterbewußtseins verknüpfte die hervorstechendsten Charaktereigenschaften verschiedener Boxer, Revolvermänner, Schmuggler, Arbeiter auf den Erdölfeldern, Glücksspieler und andere Arbeiter und schuf so die Persönlichkeit, die ich Conan, den Cimmerianer, nenne.“
Die Depressionszeit Anfang der 30er Jahre, die für viele Pulp-Magazine das Ende bedeuteten, konnten zwar WEIRD TALES nicht umbringen, doch blieben die Verleger des Magazins mit ihren Zahlungen weit im Rückstand, so dass sich Howard vom Fantasymarkt weitgehend abwandte und sich ab 1934 hauptsächlich auf Abenteuer- und Western-Stories spezialisierte.
Speziell mit den Western-Stories, von denen er nahezu 30 verkaufte, erhoffte er sich den Durchbruch zu den gut zahlenden Slicks, also den Hochglanzmagazinen Amerikas. Einzig und allein seinem Helden CONAN blieb er während dieser Zeit treu.
Etwa Mitte der 30er Jahren entstandenen auch die Abenteuergeschichten um FRANCIS XAVIER GORDON alias EL BORAK, wie „BLOOD OF THE GOODS“, „THE COUNTRY OF THE KNIFE“ und „SON OF THE WHITE WOLF“ (alle in „TERRA FANTASY 77“), die 1935 in den Abenteuermagazinen TOP NOTCH, COMPLETE STORIES und THRILLING ADVENTURES veröffentlicht wurden sowie um den Abenteuerhelden KIRBY O’DONNEL alias EL SHIRKUH, ein Held irisch-amerikanischer Abstammung, von dem aber nur zwei Stories, „SWORDS OF SHARAZAR“, Oktober 1934 in TOP NOTCH und „THE TREASURES OF TARTARY“, Januar 1935 in THRILLING ADVENTURES, (beiden in „TERRA FANTASY 80“) zu seinen Lebzeiten erschienen sind.
Die einzigen zwei Novellen, die Howard um den erdachten Haudegen BLACK TERENCE VULMEA aus der abenteuerlichen Zeit der Karibikpiraten, schrieb, wurden zu seinen Lebzeiten nicht mehr veröffentlicht.
„BLACK VULMEA’S VENGEANCE“ erschien 1938, zwei Jahre nach Howards Tod in dem Magazin GOLDEN FLEECE und „SWORDS OF THE RED BROTHERHOOD“ erstmals 1976 in der Buchausgabe BLACK VULMEA’S VENGEANCE
Etwa auch um diese Zeit, also um das Jahr 1934 und 1935 entstanden auch seine Horror-Stories von denen aber die meisten erst in seinem umfangreichen Manuskriptnachlaß entdeckt und zwischen 1967 und 1971 in den Magazinen WORLDS OF FANTASY, WEIRDBOOK, SPACEWAY SCIENCE FICTION, LOST FANTASIES und MAGAZINE OF HORROR veröffentlicht wurden.
Zu seinem Lebzeiten erschienen nur zwei dieser Horror-Stories, nämlich „THE HAUNTER OF THE RING“, 1934 und „BLACK CANAAN“, 1936, im Monat seines Todes in WEIRD TALES (beide Stories erschienen in „TERRA FANTASY 84“)
Für SPICY ADVENTURES schrieb Howard unter dem Pseudonym SAM WALSER leicht erotisch angehauchte Stories, die damals als ‚Pornographie‘ galten, heute kann man sie nicht einmal als schlüpfrig bezeichnen, so harmlos sind sie.
1936, wenige Monate vor seinem Tod, schrieb der Autor seine letzte Fantasy-Story „THE THUNDER RIDER“ (erschienen in „TERRA FANTASY 55“)
Howards psychische Labilität und seine starke Bindung an seine Mutter, die bereits ein Jahr lang krank gewesen war, trieben ihn bereits mehrmals an den Rand des Selbstmordes.
Als er am 11. Juni 1936 vom Ableben seiner Mutter erfuhr, setzte er sich an seine Schreibmaschine und schrieb:
ALL FLED – ALL DONE, SO LIFT ME ON MY PYRE
THE FEAST IS OVER AND THE LAMPS EXPIRE
(SO HEBT MICH AUF DEN SCHEITERHAUFEN –
ENTSCHWINDEN SAH ICH DIE GESICHTER,
DES LEBENS FEIER IST GELAUFEN,
DER TOD LÖSCHT ALLE LICHTER)
Howard ging danach hinaus und stieg in sein Auto, kurbelte die Fenster hoch, setzte sich seinen Revolver an die Schläfe und drückte ab. Er lebte noch acht Stunden, kam aber nicht mehr zu Bewußtsein und verstarb.
Howards einziger phantastischer Roman „ALMURIC“ und seine letzte CONAN-Story „RED NAILS“ erschienen erst Monate nach seinem Tod in WEIRD TALES.
Von: INGO LÖCHEL
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